Burnout und die Gefahr der Selbstausbeutung

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Thema: Rückkehr an den Arbeitsplatz

Sie kennen jemanden, der wegen Burnout krank geschrieben wurde und Probleme hat, an den Arbeitsplatz zurück zu kehren? Oder Sie sind selbst von Burnout betroffen und fragen sich, wie Ihnen die Rückkehr gelingen kann?

In unserem Gesundheitssystem wird Personen, die unter Burnout leiden in der Regel gut geholfen: Sie bekommen mit der Krankschreibung eine Auszeit ermöglicht, können an Kursen zum gelasseneren Umgang mit Stress teilnehmen und die Ursachen des Burnouts mit einem Therapeuten erkunden. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz kann Stück für Stück in Teilzeit erfolgen. Oftmals zeigen Kollegen und Vorgesetzte Verständnis dafür und warten geduldig.

Doch der innere Druck, wieder funktionieren zu wollen und keine Last für andere zu sein, ist oft hoch. Die Befürchtung ist groß, das Gesicht vor den Kollegen vollends zu verlieren, wenn der Wiedereinstieg nicht sofort gelingt. Doch gerade dieser innere Druck kann sich als besonders hinderlich herausstellen  – wenn das wieder Funktionieren wichtiger erscheint als die Selbstfürsorge im Sinne eines sich um sich selbst sorgenden Handelns.

Burnout und Selbstausbeutung

Was ist Burnout?

Burnout ist eine tiefgreifende Erschöpfung, von der besonders leistungsbereite Menschen gefährdet sind, die chronischem Stress ausgesetzt sind. Burnout ist ein Zustand, der ganz normale, psychisch gesunde Menschen treffen kann, auch wenn es Parallelen zur Depression gibt. Die Betroffenen sind unruhig und angespannt, haben das Gefühl, viel weniger leisten zu können und verlieren ihre Motivation irgendetwas zu tun. Die Einstellungen zur Arbeit kehren sich ins Negative und das Verhalten am Arbeitsplatz ist nicht mehr adaptiv. Diese Erschöpfung geht über eine normale Erschöpfung hinaus.

Der eigene Akku ist quasi leer gefahren und es dauert eine ganze Weile, bis er wieder aufgeladen ist. Die Phasen der Entstehung eines Burnouts lassen sich recht gut beobachten. Schauen wir uns das an dem Beispiel der fiktiven Frau Fürth einmal genauer an.

Überidealismus

Frau Fürth ist eine sehr engagierte Mitarbeiterin mit großen Ansprüchen an sich selbst und hoch gesteckten Zielen. Sie möchte alles perfekt erledigen, am liebsten ganz ohne ihren Kollegen um Hilfe zu bitten. Ihr ist wichtig, dass sie auf ihren Vorgesetzten einen guten Eindruck macht, auch um die nächste Beförderung sicherzustellen.

 Verausgabung – Erste Anzeichen der Erschöpfung

Frau Fürth leitet ein wichtiges Projekt und gönnt sich keine Pausen. Sie kann sich inzwischen nur noch schlecht konzentrieren und schafft während der Arbeit weniger als sie es bisher gewohnt war. Abends liegt sie lange grübelnd im Bett und kann nicht abschalten. Ihr Schlaf ist unruhig und sie wacht oft gerädert auf. Ihre Leistungseinbußen versucht sie durch mehr Arbeit zu kompensieren, was sie zusätzliche Kraft kostet. Sie fühlt sich am Arbeitsplatz unentbehrlich und ihre nachlassende Leistung passen nicht in ihr Selbstbild. Daher leugnet sie ihre Probleme.

 Fehlende Stressbewältigung – Erschöpfung und Frust nehmen zu

Frau Fürth fühlt sich zunehmend gestresst, was sich körperlich immer mehr bemerkbar macht. Sie hat Probleme mit der Verdauung, Nackenschmerzen und bekommt Herzrasen, sobald Sie nur an die Arbeit denkt. Ihre Konzentrationsprobleme nehmen zu und sie wird immer gereizter. Sie versucht massiv, ihre bisherigen Leistungen aufrechtzuerhalten, und macht viele Überstunden. Sie verzichtet dafür auf Ihr letztes Hobby und denkt nur noch an Arbeit. Das Verständnis für ihre Kollegin hat sie verloren und antwortet dieser nur noch zynisch. Sie zieht sich von allen zurück. Sie will nur noch durchhalten und wird immer unzufriedener. Ihre Angst vor den Kollegen das Gesicht zu verlieren wächst.

 Burnout – Der Akku ist leer

Frau Fürth fühlt eine große innere Leere. Sie schafft es nicht mehr zur Arbeit zu gehen und erlebt einen körperlichen Zusammenbruch. Ihr erscheint alles sinnlos und sie gibt innerlich auf. Sie ist zutiefst emotional erschöpft. Ihr Arzt schreibt sie vorerst krank und überweist sie an eine Therapeutin, um Hilfe zu bekommen. Frau Fürth empfindet große Schuldgefühle und mag vorerst gar nicht mehr an die Arbeit denken.

In unserem Beispiel wurden einige Bedingungen benannt, die zu einem Burnout führen können und damit auch den Wiedereinstieg erschweren. Dazu gehören überhöhte Ansprüche an sich selbst, sozialer Rückzug und das Fehlen eines erholsamen Ausgleichs zur Arbeit. Natürlich spielen ungünstige Arbeitssituationen ebenfalls eine wichtige Rolle – gerade in Berufen, die wenig Freiheiten lassen und einem viel abverlangen. Jedoch stellt die mangelnde Selbstfürsorge, die oft in einer Art Selbstausbeutung resultiert, für viele Betroffene ein großes Problem dar. Im Grunde spielen aber alle Einflussfaktoren eine Rolle, die chronischen Stress begünstigen und Thema in Stresspräventionskursen sind. Aus ihnen lassen sich einige praktische Schlussfolgerungen ziehen.

Wie kann die Rückkehr an den Arbeitsplatz gut gelingen?

Der erste Schritt ist immer die Erkenntnis! Und daher ist es wichtig, sich nach einem Burnout die Zeit zu nehmen, um die eigene Situation und die Ursachen für das Burnout nachzudenken. Was kann man selbst für ein Gelingen beitragen? Die (Selbst-) Reflexion ist die Grundlage für eine gelingende Selbstfürsorge. Hier sind ein paar passende Fragen:

  1. Kann die Arbeitsbelastung gesenkt werden, beispielsweise durch klares Grenzen setzen oder Klären der Zuständigkeiten unter Kollegen?
  2. Passt die bisherige Arbeit zu meinen Fähigkeiten und Interessen? Oder gibt es eine andere Arbeit, die besser geeignet wäre?
  3. Kann ich auch Nein sagen? Was passiert, wenn ich Nein sage?
  4. Wie ist die Arbeit beschaffen und was wäre ein guter Ausgleich in der Freizeit? Wenn ich beispielsweise viel im Büro sitze, welche Art Bewegung würde mir in der Freizeit Spaß bringen?
  5. Welche Freizeitaktivitäten bringen mir Genuss und Erholung? Wann nehme ich mir die Zeit für Entspannung?
  6. Wie kann ich mich am Besten gedanklich von der Arbeit distanzieren?
  7. Wer kann mich beruflich und wer privat unterstützen? Mit wem verbringe ich gern Zeit?
  8. Wo finde ich professionelle Hilfe, um mit Stress gelassener umzugehen?
  9. Was hat mich bisher bewogen so viel zu arbeiten? Was bedeutet für mich Leistung?
  10. Wie setze ich mich selbst unter Druck? Muss ich alles perfekt machen – oder reichen nicht auch 80%? Sind Fehler nicht ganz normal?
  11. Welche Bedürfnisse habe ich privat und beruflich? Und wie kann ich mir diese Bedürfnisse erfüllen?
  12. Was ist mir in der Vergangenheit gut gelungen und worauf bin ich stolz? Was kann ich besonders gut? Was mag ich ganz besonders an mir selbst?

Wichtig ist, dem inneren Druck, wieder funktionieren zu wollen und keine Last für andere zu sein, nicht nachzugeben! Ein schlechtes Gewissen hilft niemandem weiter. Wer ein Burnout hatte, sollte die Gefahr erkennen, sich selbst auszubeuten. Selbstfürsorge hilft auch, gelassener in die Arbeitswelt zurück zu kehren.

Über den Autor

Ina Echterhof

M.Sc. Psychologin

www.beratung-echterhof.de
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Telefon: 0241/ 56 00 49 51

Von Ina Echterhof

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