Interview mit dem Resilienzexperten der Uni Erlangen-Nürnberg: Dr. Roman Soucek

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An der Universität Erlangen-Nürnberg wird zur Zeit das Projekt Resilire durchgeführt. Dabei geht es um die Förderung von Resilienz in der Arbeitswelt. Dr. Roman Soucek stellt uns im Interview das Projekt sowie die gewonnen Erkenntnisse exklusiv den Lesern von wirtschaftspsychologie-rhein-ruhr.de vor.

Dr. Roman Soucek
Dr. Roman Soucek, Universität Erlangen-Nürnberg

Was sind – kurz zusammengefasst – die Ziele des Projekts Resilire?

In einem Satz: Wir entwickeln Instrumente zur Einschätzung und Förderung von Resilienz im Arbeitsleben, um die psychische Gesundheit der Beschäftigen sicherzustellen.

Ihr sprecht von individueller, Team und organisationaler Resilienz. 
Worin liegen die Unterschiede der drei Aspekte?

Die Unterschiede liegen in den Inhalten und der Perspektive.
Individuelle Resilienz betrifft zunächst personale Ressourcen wie Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit, wohingegen bei der Teamresilienz vor allem die Interaktion der Teammitglieder im Fokus steht. Hier geht es dann um Dinge wie das Erkennen und die Weitergabe von Entwicklungen im Umfeld, die das Team betreffen. Bei der organsationalen Resilienz schlagen wir eine organisationspsychologische Perspektive vor. Die Organisation stellt das Umfeld dar, in dem Individuen und Teams agieren.
Eine Organisation ist dann resilient, wenn Sie ein förderliches Umfeld schafft, welche Beschäftigte und Teams in ihrem resilienten Verhalten unterstützt.

„Resilienz kann zur Verbesserung der psychische Gesundheit von Beschäftigten beitragen“

Ihr habt einige Instrumente für den Einsatz in der Praxis entwickelt.
Erzähle doch kurz, was ihr genau entwickelt habt.

Wir haben zum einen Instrumente zur Diagnose von Resilienz entwickelt.
Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, der eine erste Einschätzung des eigenen resilienten Verhaltens erlaubt. Wir haben dazu eine webbasierte Plattform entwickelt, die eine automatisierte Auswertung und graphische Aufbereitung der Ergebnisse ermöglicht. Auf der Plattform sind auch Fragebögen zur Teamresilienz und organisationalen Resilienz enthalten.

Ferner haben wir webbasierte Trainings entwickelt, die personale Ressourcen der Resilienz fördern. Die Themen der Trainings sind Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit und Optimismus. Ein Training umfasst insgesamt fünf Module, die jeweils 5-10 Minuten dauern. In den Trainings wird grundlegendes Wissen vermittelt und es sind viele Übungen enthalten, welche zur Reflexion des eigenen Erlebens und Verhaltens am Arbeitsplatz anregen und damit eine Stärkung der Ressourcen anstoßen.

Gibt es auch schon erste Evaluationsergebnisse aus der Praxis?

Aktuell werden die webbasierten Trainings in mehreren Unternehmen eingesetzt und die ersten Evaluationsergebnisse sehen vielversprechend aus. Sie verdeutlichen zum einen, dass man personale Ressourcen mit webbasierten Trainings fördern kann. Darüber hinaus verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Stärkung der personalen Ressourcen zu einer Erhöhung des resilienten Verhaltens beiträgt, welches sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit und das Arbeitsengagement auswirkt.

„Die Stärkung der personalen Ressourcen trägt zur Erhöhung des resilienten Verhaltens bei“

Welche Empfehlungen kannst du anhand der Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt für die Praxis geben?

Laut dem DAK Gesundheitsreport 2017 stehen psychische Erkrankungen mit 17% an zweiter Stelle der Ursachen von Fehltagen. Vor diesem Hintergrund sollten Betriebe die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten sicherstellen. Die Stärkung der Resilienz ist aus meiner Sicht ein vielversprechender Ansatz.

Der Einsatz unserer Instrumente zur Einschätzung von Resilienz kann dabei ein erster Anlass sein, das Thema Resilienz in den Fokus zu rücken und sollte mit Angeboten zur Förderung der Resilienz flankiert werden.
Hier bietet es sich an, bestehende Strukturen im Unternehmen zu nutzen, z. B. Gesundheitszirkeln das Thema und Instrumente zur Förderung von Resilienz an die Hand zu geben.

Schließlich sollte Resilienz stets auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden, so geht es eben nicht nur um die Stärkung der personalen Ressourcen der Beschäftigen, sondern auch um eine Schaffung eines förderlichen Arbeitsumfeld, was letztlich eine resiliente Organisation auszeichnet.

Das Projekt endet mit Ablauf des Jahres. Was sollte in deinen Augen auf jeden Fall auch über das Projektende hinaus weiter verfolgt und entwickelt werden?

Die entwickelten Instrumente wie etwa die Resilienz-Plattform stehen nach Projektende weiterhin zur Verfügung. Aus dem Projekt haben sich zudem vielversprechende Ansatzpunkte zur weiteren Förderung der Resilienz ergeben. Dies betrifft zum einen Instrumente, die direkt am resilienten Verhalten ansetzen. Hier bieten sich spezifische Online-Trainings wie auch präsenzbasierte Workshops an. Zum anderen möchten wir uns dem Thema „resiliente Führung“ widmen.

Resilire LogoWeitere Informationen zum Resilire Projekt erhalten Sie auf der dazugehörigen Webseite www.resilire.de

Über den Autor

Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel

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