Thema Motivation
Mit 70 immer noch Spaß im Job, und das, obwohl er den ganzen Tag stehen und meist auch noch schwer tragen muss. So geht es Herrn S., der sich vor 15 Jahren mit einem kleinen Fleischereifachgeschäft selbstständig gemacht hat. „Die ehrliche Arbeit, der Austausch mit den Kunden, und dass am Ende des Tages die Kasse stimmt.“ Dies alles macht für Herrn S. den Sinn seiner Arbeit aus. Und gegessen wird schließlich immer. Mit etwas Abstand betrachtet hat Herr S. durch seine Selbstständigkeit die Möglichkeit, selbst über seine Arbeit zu entscheiden. Das, was in der Literatur „Handlungsspielraum“ genannt wird. Er steht hinter seinen Waren, und zwar nicht nur wortwörtlich, sondern auch, weil er sie selbst getestet und für gut befunden hat. Und weil er gleichzeitig auch Arbeitgeber für 6 Angestellte ist, trägt die Verantwortung ebenfalls einen Teil zur Sinnhaftigkeit seiner Arbeit bei.
Gerade die Sinnhaftigkeit ist es, die von der jungen Generation immer stärker eingefordert wird. Sinnloses Befüllen von Regalen oder Exceltabellen gehört nicht zu den Aufgaben, die mit Handlungsspielraum und Selbstwirksamkeit verbunden werden. Daher fordern Arbeitsforscher ein, diese Aufgaben zu automatisieren und durch Weiterbildungen und Schulungen möglichst allen Bildungsschichten eine sinnstiftende Arbeit zu ermöglichen. Denn der Sinn der Arbeit ist es, der einen wesentlichen Beitrag zur intrinsischen Motivation leistet. Und gerade diese Motivation sorgt dafür, dass Arbeitnehmer gute Arbeit leisten wollen. Geld und Boni wurden in der Vergangenheit meist als Motivator genutzt – und hoffnungslos überschätzt. Sie sind externe Motivatoren, die nur kurzfristig Wirkung zeigen. Um Mitarbeiter langfristig zu motivieren, sollte man sich eher auf eine Veränderung der Arbeitsaufgaben konzentrieren. Das reicht von einem größeren Handlungsspielraum, wie beispielsweise der Selbstbestimmung von Arbeitsabläufen, bis hin zu selbstorganisierten Teams, die ihre Stunden, Gehälter und Urlaube eigenständig planen.
Fragen der Sinnforschung
Die Sinnforschung sieht einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Sinnempfinden auf der Arbeit und den persönlichen Lebenszielen. Wenn Sie folgende zwei Aussagen vor sich sehen, können Sie uneingeschränkt zustimmen?:
Meine beruflichen Tätigkeiten passen gut zu dem, was ich mir in meinem Leben vorgenommen habe.
Meine Arbeit passt gut in mein Lebenskonzept.
Wenn Sie hier nicht zustimmen können ist es gut möglich, dass Sie in einer beruflichen Sinnkrise stecken. Vielleicht haben Sie sich ja auch schon selbst einmal gefragt, ob Ihre aktuelle Arbeit eigentlich noch die richtige für Sie ist. Mit diesen Fragen beschäftigen sich bis zu 75% der arbeitenden Bevölkerung, und diese Zahl wächst in den letzten Jahren stetig. Doch auch, wenn Sie an der eigenen Arbeit und deren Sinnhaftigkeit zweifeln, muss nicht direkt die Kündigung eingereicht werden. Überlegen Sie zunächst genau, wie es zu den Zweifeln kommt. Liegt es an einer fehlenden Bedeutsamkeit Ihrer Aufgaben? Wünschen Sie sich mehr Abwechslung in Ihren Tätigkeiten? Oder würden Sie sich ein stärkeres Engagement für die Nachhaltigkeit von Ihrem Arbeitgeber wünschen?
Die inneren Zweifel ernst nehmen
Nagen an Ihnen Fragen zum Sinn Ihrer Arbeit? Vermutlich schon seit längerem? Dann kann Ihnen ein Coaching helfen, mehr Klarheit zu bekommen. Gerade dann, wenn wir selbst uns keine Lösung mehr vorstellen können, ist ein Coaching häufig der richtige Weg. Wenn Sie mögen, können wir Sie dabei unterstützen, den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Mehr Engagement als Arbeitgeber
Corporate Social Responsibility, kurz CSR, beschäftigt sich mit sozialem, gesellschaftlichem oder ökologischem Engagement. Und das sind nicht nur Themen für die großen Konzerne. Jeder Mittelständler kann einen Beitrag dazu leisten, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Das kann der Einzelhändler sein, der Kunden zum „Aufrunden“ auffordert und mit den so gesammelten Beträgen lokales Engagement unterstützt. Oder der Handwerksbetrieb, der lokale Kindereinrichtungen bei handwerklichem Bedarf unterstützt. Eine sinnvolle CSR-Strategie, die zu Ihrem Unternehmen passt, sorgt für zufriedenere Mitarbeiter und stärkt Ihre Arbeitgebermarke.
Doch selbst die beste CSR-Strategie bringt keinen Vorteil, wenn die Arbeitsbedingungen der Zulieferer oder im eigenen Unternehmen zu wünschen lassen. Werden Sie daher zunächst einen Blick auf Ihre Produktionskette. Passen die Arbeitsbedingungen Ihrer Zulieferer zu Ihren Standards und Werten? Wo lassen sich Verbesserungen anstoßen? Herr S. vom Anfang hat sich regelmäßig mit der Tierhaltung seiner Zulieferbetriebe beschäftigt und auf Einhaltung von Maßnahmen zum Tierwohl geachtet.
Die Arbeitsbedingungen im eigenen Unternehmen unter die Lupe zu nehmen, das fällt nicht immer leicht. Glücklicherweise gibt es auch dafür gute Instrumente, wie beispielsweise die Psychische Gefährdungsbeurteilung. Mit deren Hilfe lassen sich leicht die Bereiche erkennen, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unzufrieden und resigniert sind. In die Gefährdungsbeurteilung lassen sich Fragen nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit leicht integrieren und Lösungsansätze in Workshops erarbeiten.
Herr S. macht sich inzwischen auf die Suche nach sinnstiftenden Beschäftigungen für den Ruhestand. Denn mit 72 möchte er sich aus dem Geschäft verabschieden, auch wenn ihm dieser Schritt, das weiß er jetzt schon, unheimlich schwer fallen wird.