Psychische Belastungen am Arbeitsplatz – Eine Einführung

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Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum der Fokus bei der Betrachtung von Gefährdungen am Arbeitsplatz sich von den chemisch-biologischen Faktoren hin zu den psychischen Faktoren verschiebt. Dies hat in erster Linie mit den Veränderungen der Arbeitswelt zu tun, die ihre Ursache in der Digitalisierung und Globalisierung finden. Dazu gehören

  • Ständige Erreichbarkeit
  • Entgrenzung der Arbeit
  • Arbeitsverdichtung mit immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit
  • Ständige Anpassung der (digitalen) Arbeitsmittel
  • Hohe Dienstleistungsorientierung
  • Kostendruck

 

Beim Thema Psychische Belastungen muss zunächst einmal der Begriff „Belastung“ definiert werden. Belastungen sind alle oben genannten Faktoren, die gleichermaßen auf alle Beschäftigten einwirken. Dem gegenüber stehen die sogenannten „Beanspruchungen“. Damit wird beschrieben, wie sich die gleichen Belastungen auf jeden Mitarbeiter unterschiedlich auswirken können. Während der eine unter Zeitdruck zu Höchstleistungen aufläuft, unterlaufen dem nächsten in der gleichen Situation ständig Fehler. Jeder Mensch hat letztendlich unterschiedliche Ressourcen und Kompetenzen, um mit psychischen Belastungen umzugehen. Die negativen Folgen der Belastungen haben sich in den letzten Jahren immer weiter ausgebreitet. Es wird zwischen kurzfristigen Folgen, wie beispielsweise Monotonie, Ermüdung und Stress und den langfristigen Folgen, wie einem hohen Krankenstand oder Burnout unterschieden. Da sowohl die kurzfristigen, als auch die langfristigen Folgen für jedes Unternehmen kontraproduktiv sind, sollte es im Interesse aller liegen, die psychischen Belastungspotentiale zu erkennen und bestmöglich zu verringern.

Hier beißt sich jedoch die Katze selbst in den Schwanz. Stellen Sie sich vor, Sie sind Inhaber eines Unternehmens. Grundsätzlich wollen Sie natürlich das Beste für Ihre Mitarbeiter. Auf der anderen Seite müssen Sie aber auch das betriebswirtschaftliche Ergebnis im Blick behalten, mit der Konkurrenz mithalten können und schnell auf Kundenwünsche reagieren. Dass also eine wesentliche Ursache der psychischen Belastungen aus der Arbeit selbst stammt, lässt sich noch relativ gut erkennen. Aber letztendlich ist es die eigene Nase, an die man sich packen muss. Die Verbesserung der Arbeitssituation beinhaltet in den meisten Fällen eine Veränderung der Führungs- und Kommunikationskultur, die natürlich stark von der Unternehmensleitung geprägt wird. Man muss sich also eingestehen, dass die eigene Art zu führen und zu kommunizieren Optimierungspotential bietet. Die Analyse der psychischen Belastungen im eigenen Unternehmen bedeutet daher immer auch die Analyse des eigenen Führungsstils. Das ist der Punkt, der viele Unternehmer zurückschrecken lässt und eine gewisse Ignoranz gegenüber den psychischen Belastungen in der eigenen Firma weckt.

Dabei geht es gar nicht unbedingt darum, die psychischen Belastungen zu reduzieren. Vielmehr soll eine Optimierung geschaffen werden, bei der alle Mitarbeiter in belastenden Situationen ihre Ressourcen nutzen können, um Fehlbeanspruchungen zu vermeiden.

Glücklicherweise wurde dieses Dilemma auch von den Gesetzgebern erkannt. Eine Erweiterung des Arbeitsschutzgesetzes verpflichtet seit 2013 alle Unternehmen dazu, die psychischen Belastungen mit Hilfe einer Gefährdungsbeurteilung zu analysieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Wie dabei genau vorgegangen werden kann und wie wir Sie dabei unterstützen können, das erfahren Sie in unserem nächsten Artikel.

Über den Autor

Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel

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