BGM mit salvea – Einblicke in die Praxis

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Um Ihnen einen Einblick zu gewähren, wie BGM Projekte in der Praxis umgesetzt werden, welche Schwierigkeiten dabei eine Rolle spielen und wie Mitarbeiter zu einer langfristigen Teilnahme an BGM-Maßnahmen motiviert werden können, haben wir Anke Stauch interviewt. Sie ist Leiterin des Bereichs BGM in der salvea-Zentrale in Krefeld und bringt langjährige Erfahrung und viel Praxiswissen mit.

  1. Wenn ein Kunde darum bittet, ein BGM im Unternehmen aufzubauen, wie gehen Sie dabei vor? Haben Sie einen klassischen Fahrplan, oder ist das von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich?

Grundsätzlich steht bei der Implementierung eines BGM der individuelle Bedarf einer Organisation im Vordergrund. Das bedeutet, dass wir neben intensiven Gesprächen mit Geschäftsführung und Personalverantwortlichen mit einer Bedarfsanalyse (z.B. einer Mitarbeiterbefragung) starten. Wichtig ist, dass neben einer bedarfsgerechten Konzeptentwicklung eine systematische Erfolgskontrolle stattfindet, um Prozesse stetig zu hinterfragen und weiter zu entwickeln.

  1. Welchen Schwierigkeiten/Hindernissen begegnen Sie bei der Implementierung eines BGM?

salvea bgm ist vor allem im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen aktiv. Hier ist eine klare Verantwortlichkeit seitens des Unternehmens besonders wichtig, damit Zeit- und Personalressourcen geschont werden und eine vertrauensvolle und zielführende Zusammenarbeit möglich wird.

  1. Wenn Sie an Ihr letztes großes BGM-Projekt denken, welche Herausforderungen haben sich dort ergeben?

Vor allem das Thema „Kommunikation“ ist ein wichtiger Faktor um BGM Projekte erfolgreich umzusetzen. Das bedeutet, dass von Anfang an eine offene und konstruktive Kommunikation aller Akteure herrschen muss. Nur wenn es einen wertschätzenden Austausch mit Führung und Belegschaft gibt, können die geplanten Maßnahmen die gewünschte Wirkung erreichen. Vielen Führungskräften ist nicht bewusst, wie wichtig gute Kommunikation im Hinblick auf Motivation und  Eigenverantwortung der Mitarbeiter ist. Auch die Vorbildfunktion und somit das Kümmern um die eigene Gesundheit ist häufig eine der ersten Herausforderungen, denen wir begegnen.

  1. Wie kann man Mitarbeiter sinnvoll motivieren, am BGM teilzunehmen? Haben Sie Praxisbeispiele?

Das ist eine wichtige Frage. Es gibt inzwischen so viele Angebote zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement, dass es offensichtlich immer mehr darum geht, wie man Mitarbeiter überhaupt zur Teilnahme motiviert. Wir haben daher das salvea Gesundheitskonto entwickelt. Hier erhält jeder Mitarbeiter ein definiertes Gesundheitsbudget von seinem Arbeitgeber mit dem er individuelle Maßnahmen aus den Bereichen Bewegung, Ergonomie, Stressbewältigung, Ernährung und Suchtprävention buchen kann. Der Mitarbeiter wird zu Beginn des Programms über alle Möglichkeiten und die Nutzung des persönlichen Gesundheitskontos informiert und kann dann an einem oder mehreren unserer Standorte seiner Wahl an Einzel- und Gruppenmaßnahmen teilnehmen. Außerdem können die Maßnahmen auch vor Ort im Betrieb stattfinden.

Beispiel: Der Mitarbeiter Max Motivation verfügt über ein Gesundheitsbudget von 350EUR für 2019. Er bucht im Jahresverlauf:

  • einen Entspannungskurs (PMR) für 105 EUR
  • eine individuelle Einzelberatung Stressbewältigung für 85 EUR
  • ein Ergonomie-Coaching am Arbeitsplatz für 40 EUR
  • ein Wirbelsäulen-Check Up für 120 EUR

(Hinweis: bis zu 500€ pro MA pro Kalenderjahr kann der Arbeitgeber steuerlich geltend machen).

  1. Mit welchen Angeboten unterstützen Sie Unternehmen beim BGM?

Wir bieten Unternehmen alles aus einer Hand: von der Erstberatung über die Umsetzung der Maßnahmen bis hin zur Wirksamkeitsüberprüfung. Wir konzipieren gemeinsam mit dem Unternehmen die Mitarbeiterbefragung, ermitteln den Bedarf, entwickeln geeignete Maßnahmen und führen diese dann im Betrieb und in unseren salvea Gesundheitszentren durch. Unsere Maßnahmen beinhalten alles rund um die Handlungsfelder der Prävention (Bewegungsförderung, Ergonomie, Stressbewältigung, gesunde Ernährung und Suchtprävention). Wir bieten Einzel- und Gruppenberatung für Mitarbeiter und Führungskräfte. Leiten und moderieren Workshops, Gesundheitstage und regelmäßige Kursformate. Also das Rundum-Sorglos-Paket von Achtsamkeitstraining über RückenFit bis hin zu gesunder Führung.

  1. Welche Ideen haben Sie besonders für kleinere Unternehmen, die nur schwer ein eigenes Gesundheitsprogramm aufsetzen können?

Wir versuchen Klein- und Kleinstunternehmen bei der Vernetzung mit anderen Unternehmen und Partnern zu unterstützen, um z.B. im Rahmen einer Betriebsnachbarschaft ein gemeinsames BGM zu starten. Hier bieten sich vor allem gemeinsame Angebote z.B. für Auszubildende an. Für kleine Unternehmen hat sich das salvea Gesundheitskonto als besonders wirksam gezeigt, da sich die Mitarbeiter hier zeitlich und räumlich flexibel, sowie eigenverantwortlich um ihre Gesundheit kümmern können. Wir stehen mit unserer Gesundheitshotline unter anderem zur Beratung und Buchung zur Verfügung. Unsere Gesundheitsnewsletter für Mitarbeiter unterstützen als freundliche „Reminder“ dabei, den inneren Schweinehund zu überwinden und motivatorische Durststrecken zu meistern.

  1. Wie integrieren Sie Themen der psychischen Gesundheit in Ihr BGM-Programm?

Wichtig ist, dass Gesundheit und somit auch die Gesundheit in einer Organisation ganzheitlich betrachtet wird. Das klingt abgedroschen, wird aber häufig unterschätzt. BGM ist mehr als nur Rückenschule und Salatbüffet! Vor allem Themen wie gesunde Kommunikation und Führung stellen essentielle Bestandteile einer guten Unternehmenskultur und somit einer gesunden Organisation dar. Unsere Angebote enthalten immer Maßnahmen aus allen Handlungsfeldern und Themenbereichen damit sowohl die Führungskräfte als auch die Mitarbeiter für die umfassenden Zusammenhänge im Hinblick auf die Gesundheit sensibilisiert und motiviert werden.

Auch die psychische Gefährdungsbeurteilung kann als Analyse-Tool dabei helfen, niederschwellige Maßnahmen zur seelischen Gesundheit zu integrieren. Hierbei bietet es sich an, im Vorfeld mit den Führungskräften einen Workshop durchzuführen, um die „indirekten Wirkungsketten“ von Kommunikation, Führung und Gesundheit deutlich zu machen. Nicht nur das Verhalten jedes Einzelnen, sondern auch die Verhältnisse, in denen wir arbeiten, sollten in den Fokus rücken.

  1. Wie gehen Sie vor, um die Wirksamkeit eines BGM-Programms zu evaluieren?

In der Regel führen wir nach Einführung eines BGM mindestens einmal jährlich eine Mitarbeiter-Feedbackbefragung durch. Außerdem werten wir Nutzungsgrad, Buchungsquote und Themenauswahl datenschutzkonform aus und besprechen diese Ergebnisse mit der Unternehmensleitung und den Ansprechpartnern im Betrieb. Wir empfehlen den Unternehmen an dieser Stelle nicht nur die Verknüpfung mit dem eigenen Fehlzeitenmanagement, sondern vor allem mit Auswertungen zur Fluktuation und Mitarbeiterbindung. 

  1. Welche Vorteile haben Unternehmen, wenn ein BGM-Programm implementiert wird?

Unternehmen, die sich dem Thema Gesundheitsförderung und somit der Verhaltens- und Verhältnisprävention im Betrieb beschäftigen, zeigen in erster Linie, wie wichtig ihnen das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Das wirkt sich vor allem auf Image, Mitarbeiterbindung und –motivation aus. Ein fest in die Unternehmenskultur integriertes BGM ist ein wichtiger Treiber für die Gewinnung und vor allem Bindung von Fachkräften. Vielen Arbeitgebern ist nicht bewusst, dass eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur ca. 30% des Betriebsergebnisses erklärt.

  1. Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um das BGM zukunftstauglich zu machen?

Um es auf den Punkt zu bringen: Gesundheit muss Lust machen. Die Angebote müssen „sexy“ sein, sonst holen wir niemanden hinter dem Ofen hervor. Das BGM muss sich ebenso weiter entwickeln wie sich die Arbeitswelt und die damit verknüpften Anforderungen entwickeln.

Das bedeutet auch, dass wir digitale Angebote (z.B. Apps oder Online Kurse zur Stressregulation) und zielgruppenspezifische Angebote noch flexibler und interaktiver gestalten müssen. Motivation und Partizipation werden im Fokus der Vermittlung von gesundheitsrelevanten Themen stehen. Vor allem Angebote rund um Kommunikation, Organisation und Führung brauchen dynamische Formate z.B. Workshops mit Tapetenwechsel oder in der Natur, um Themen deutlich erlebbarer und umsetzungsfähiger zu machen. Menschen müssen die Organisation, in der sie arbeiten, mitgestalten dürfen. Nur dann schaffen wir Lust – Lust auf Gesundheit.

 

Anke Stauch
Dipl. Sportwiss. / Leitung salvea bgm
Kontakt:
Inoges Holding GmbH / salvea
Konrad-Adenauer-Platz 1
47803 Krefeld
bgm@salvea.de

Über den Autor

Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel
Von Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel

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