6 Bestandteile eines resilienten Führungsstils

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Die Zeiten der Digitalisierung sind geprägt von ständigen Veränderungen und damit häufig empfundenen Unsicherheiten. Der schnelle Wandel der Arbeitswelt verlangt nach Führungskräften, die mit einer offenen Haltung, realistischem Optimismus und dem Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten ihren Mitarbeitern eine Orientierung bieten. Diese Eigenschaften können unter dem Fachbegriff Resilienz zusammengefasst werden. Die Forschung hat gezeigt, je resilienter eine Führungskraft ist, desto resilienter sind auch ihre Mitarbeiter. Und Resilienz ist ein entscheidender Schlüsselfaktor, um Veränderungen und Krisensituationen als Chance wahrzunehmen und diese gut, wenn nicht sogar gestärkt, zu überstehen.

 

Wie sieht ein resilienter Führungsstil aus?

Oft wird viel Zeit und Kraft darauf verwendet, sich über Faktoren zu beklagen, die nicht beeinflussbar sind. Darüber wird vergessen, die Spielräume zu nutzen, die in der Tat bestehen. Hierbei geht es um die Selbstwirksamkeit. Resiliente Führung heißt: Im Rahmen der Möglichkeiten eine Balance zu finden zwischen einer positiven Beziehungsgestaltung mit ausreichenden Freiheiten für die Mitarbeiter einerseits und fordernder Führung mit klaren Erwartungen und Zielen andererseits. Führungskräfte benötigen eine gewisse innere Gelassenheit, um die Spannung zwischen Vertrauenserwartung und Vertrauensmissbrauch aushalten zu können. Es geht darum, bei Mitarbeitern Selbstverantwortung für die Zielerreichung und für Interaktionen im Arbeitsumfeld zu fördern.

Für die Praxis haben sich bei resilienten Führungskräften die folgenden 6 Verhaltensweisen gezeigt, die jeweils den Umgang mit Krisen und Veränderungen positiv beeinflussen. Resilienz zeigt sich nämlich nicht in guten Zeiten, sondern dann, wenn Unsicherheit und Zweifel an der Tagesordnung sind.

1. Flexibel reagieren

Um in herausfordernden Situationen angemessen reagieren zu können, kann man sich nicht auf ein bestimmtes Handlungsschema verlassen. Vielmehr sind flexible, der Situation angemessene, Reaktionen und Verhaltensmuster gefragt. Flexibilität in der Reaktion bedeutet auch, dass eine flexible Denkweise beherrscht wird. Dazu gehört insbesondere das Abwägen von verschiedenen Möglichkeiten, das Erkennen von alternativen Lösungswegen und die Offenheit für neue Ideen.

2. Fehler als Lernchance sehen

Eine gesunde Fehlerkultur ist in vielen Unternehmen leider immer noch nicht vorhanden. Häufig werden Fehler verschwiegen, versucht zu vertuschen und als unangenehme persönliche Schwachpunkte wahrgenommen. Im schlimmsten Fall kann solch eine destruktive Fehlerkultur dazu führen, dass Schwachpunkte, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt erkannt und beseitigt werden können, am Ende ein ganzes Projekt zum Scheitern bringen. Denken Sie doch nur an den Berliner Flughafen. Während am Anfang vermeintlich kleine Fehler vertuscht wurden, wurde am Ende der ganze Flughafen zu einem Beispiel für schlechte Fehlerkultur. Eine resiliente Führungskraft weist auf Fehler hin, aber verurteilt sie nicht, sondern zeigt, dass Fehler eine Chance zum Lernen und zur Wissenserweiterung bieten. Sie ermutigt Mitarbeiter, Fehler zuzugeben und sich der eigenen Fehler bewusst zu sein.

3. Partizipation

Partizipation spielt eine wichtige Rolle für resiliente Führungskräfte. Mitarbeiter werden aktiv aufgefordert, an Lösungen mitzuarbeiten. Zusätzlich wird offen Feedback eingefordert und aktiv die Rückmeldung von Mitarbeitern und Vorgesetzten gesucht. Man erwartet nicht, dass man unfehlbar ist und sieht Feedback als Chance zur Weiterentwicklung. Ein partizipativer Führungsstil fördert nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern bietet auch die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten. Durch die Hinzunahme des Blickwinkels der Mitarbeiter bieten sich neue, kreative Lösungsmöglichkeiten.

4. Bereitschaft zur Weiterentwicklung anderer

Neben dem eigenen Willen und der Bereitschaft zur Weiterentwicklung ist eine resiliente Führungskraft gewillt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt zu fördern und Stärken auszubauen. Es geht weniger darum, Informationen und Wissen für sich zu behalten und den Handlungsspielraum des Teams dadurch einzuschränken, sondern um die Förderung und Nutzung von Diversität im Team. Nur mit starken und vielfältigen Kompetenzen können Teams und ganze Unternehmen Krisen gut überstehen.

5. Realistischer Optimismus

Neben der Akzeptanz der Realität kann eine resiliente Führungskraft unterscheiden, welche Dinge nicht beeinflussbar sind, und an welchen Punkten sie selbstwirksam und verantwortungsvoll ansetzen kann. Durch die Unterscheidung zwischen einer passiven „Opferhaltung“ und einer eigeninitiativen, aktiven Haltung, legen resiliente Führungskräfte einen gesunden Optimismus an den Tag. Sie wissen, was in Ihrer Macht steht und welche Veränderungen sie beeinflussen können. So kann man sich als Wegweiser für die eigenen Mitarbeiter positionieren und Veränderungen aktiv mitgestalten.

6. Sinn geben

Die Erfüllung des Bedürfnisses nach Sinnhaftigkeit ist der wohl wichtigste Faktor, den eine resiliente Führungskraft ausmacht. Man spricht hier auch von einem Kohärenzgefühl. Dadurch, dass eine resiliente Führungskraft einen Sinn in ihrer Arbeit und ihrem Leben sieht, glaubt sie daran, dass sie darin auftauchende Krisen und Belastungen aus eigener Kraft bewältigen kann. Dieses Gefühl überträgt sich wiederum auch auf die Mitarbeiter. Die Forschung hat gezeigt, dass ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl sich am positivsten auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirkt. Obwohl die Sinnhaftigkeit der wichtigste Aspekt eines resilienten Führungsstils ist, ist er gleichzeitig auch am schwierigsten zu erreichen. Das eigene Wertesystem muss zunächst bekannt sein, um es dann mit den Werten und Zielen des Unternehmens abgleichen zu können.

Die unterschiedlichen Aspekte der resilienten Führung werden in der schnellen und von starken Veränderungen betroffenen Arbeitswelt immer wichtiger. Die positiven Auswirkungen eines resilienten Führungsstils auf Gesundheit, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit wurden in zahlreichen Studien belegt. Glücklicherweise ist ein entsprechender Führungsstil erlernbar. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Interesse an weiteren Informationen haben.

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Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel
Von Prof. Dr. Magdalena Bathen-Gabriel

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